Die neue Naturlust

Die neue Naturlust zwischen Beton, Stadtrand und Flower Power

"Auf deinem Balkon wächst aber viel Unkraut."

Als ich diesen Satz vor einigen Jahren von meiner Mutter hörte, musste ich schon ein wenig schmunzeln.

"Das ist kein Unkraut." "Das ist Ackerschachtelhalm." 

"Da sind auch riesen Brennnesseln willst du die nicht lieber entfernen?" 

Nach einigen Erklärungen warum Ackerschachtelhalm und Brennnessel so wichtige "Kräuter" sind

hörte ich erst mal nur: "Na gut, musst du ja wissen."

Nach mehreren Tees, leckere Omeletts und anderen schmackhaften Leckerlis mit den besagten Kräutern hat meine Mutter inzwischen eine andere Sicht auf das "Unkraut.“ Hin und wieder höre ich jetzt:

"Kannst du mir davon einen Ableger geben? "So sieht also Wermut aus." Manchmal bekomme ich auch ein Bild aus ihrem Garten: "Kann das weg oder ist das etwa auch so ein wichtiges Kraut?" 

 

Nicht nur meine Mutter scheint sich zunehmend mit der Welt der Pflanzen und der Natur zu beschäftigen. Immer mehr auch junge Menschen entdecken Seedbombs, gestalten Naschbalkone oder werden zu Ackerhelden.

Zu beobachten ist auch das gestylte Nutzgärten fast von der Bildfläche verschwinden und der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln bekämpft wird. Gärtnern nach biologischen Gesichtspunkten ist "Natur sei Dank," das neue Naturbewusstsein.

 

Auf umgestalteten Betonflächen und Dächern wachsen vielerorts in wunderschöner Eintracht Kraut, Rüben und Erdbeeren. Guerilla Gärtner jetten durch die City und werfen Seedbombs um Brachen in wunderschön blühende Landschaften zu verwandeln. Im Frühjahr ist es wieder so weit.

 

Firmen kümmern sich um mehr klimafreundliche Pflanzen in den Büros und verkleiden ihre Fassaden mit Rank Pflanzen. Es herrscht diesbezüglich Aufbruch Stimmung und viel Know-how ist gefragt. Früher lag dieses Wissen in unserem Blut und das Wissen um Mutter Natur wurde von Generation zu Generation weitergegeben.

 

Mit welchen Methoden lässt sich der Boden ohne Kunstdünger verbessern? Was bedeutet Fruchtfolge? Welche Pflanze blüht zusammen mit anderen erst richtig auf. Wie lebt die Tierwelt effektiv mit der Pflanzenwelt zusammen? Hier ist altes Naturwissen gefragt, denn viele der überlieferten Methoden haben nichts von ihrer Wirksamkeit verloren. Ganz im Gegenteil! Wer noch mit Uroma oder Opa aufgewachsen ist kann sich eventuell noch an den einen oder anderen wertvollen Tipp erinnern.

 

Bauernregeln

  1. März trocken, April nass, Mai lustig von beiden was, bring Korn in ‘n Sack und Wein ins Fass. 
  2. Roter Himmel am Abend, erquickend und labend. Roter Himmel am Morgen bringt Kummer und Sorgen.
  3. Die Früchte gehören euch allen, aber der Boden gehört Mutter Natur.
  4. "Herr Gärtner, was machen Sie gegen den Löwenzahn?" "Lernt den Löwenzahn lieben." 

 

An genau diese vier Sätze kann ich mich noch erinnern. Sie stammen von meiner Oma die früher einen Schrebergarten hatte und ich als Kind hin und wieder helfen und naschen durfte. So habe ich noch Erinnerungen an das Säen, Gießen und die Freude über mein erstes selbst geerntetes Radieschen. Auch an die Blütenvielfalt erinnere mich gern.   

 

Das Wissen um die Bearbeitung des Bodens um Pflanzen zu säen und diese dann zum Keimen, Blühen und Reifen zu bringen, das ernten und das eventuelle leckere Zubereiten von Ölen oder Gerichten oder auch für Kosmetika ist eine Kunst für sich. Diese ist aber für jeden erlernbar und etwas Naturwissen liegt uns allen immer noch im Blut. Diese Allgemeinen Kenntnisse reichen natürlich nicht aus um all den Prozessen, Jahreszeiten und Regeln in Detail zu begegnen. 

 

Auch schafft der Kontakt und das Wissen um Mutter Natur einen guten Geist.Denn wer gärtnert erlebt sich häufig als autonomes, zu Entscheidung und Verantwortung fähiges Wesen. Es geht auch darum, mitreden zu können, wie künftig unsere Lebensmittel hergestellt werden. Interessant zu beobachten wie viele Projekte und Initiativen sich in den letzten Jahren diesbezüglich gebildet haben.

 

Ja, das größte Kapital einer Stadt ist die Kreativität seiner Bewohner!

Wer sich für Projekte interessiert kann hier einen kleinen Einblick gewinnen.

 

Essbare Stadt Andernach:  Essbare Stadt | Stadt Andernach

Allmende-Kontor: Allmende Kontor e.V. (allmende-kontor.de)

Prinzessinnengarten: Prinzessinnengarten » Startseite

Aprikosengarten: „Aprikosen für alle!“ Mehrgenerationengarten – GartenNetzwerk Dresden (dresden-pflanzbar.de)

GrünAnTeil: Grünanteil (gruenanteil.net)

Ewilpa: Herzlich Willkommen bei der Stiftung Ewilpa®

Ackerhelden: Gemüsegärten zum Mieten, Hochbeete, Bio-Saatgut - Ackerhelden

 

Aus meiner Sicht hat die neue Naturlust eine echte Chance.

Langfristig Städte als Living Nature Ökosysteme zu begreifen könnte auch eine neue Ästhetik nicht nur in optischer Hinsicht, sondern auch in inhaltlicher Hinsicht bedeuten.

Es würde den Blick für Kreativität, Kommunikationsfähigkeit, Vielseitigkeit und auch Gesundheit immens stärken.

Wir Menschen sind viel zu abhängig was uns für Krisen äußerst anfällig macht. Ein neues Verständnis für die Natur schafft viele Freiräume und ein neues Miteinander. Gerade Essbare / Urbane Städte, volle pralle Balkone schaffen ein Ort der Begegnung des Lernens, des Verstehens und der Eigenverantwortung. 

 

Die neue Naturlust dient auch der ökologischen Aufwertung von Beton Flächen, und der Umwelt. Ergo ein wertvoller Beitrag zur nachhaltigen Stadtentwicklung. 

 

Für mich ist die neue Naturlust der Ruf nach einem autarken und authentischen Leben!

 

 

Herzlichst

 

Zatrijee

 

www.sisu-nature-spirit.com

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